25.10.05

Kloster Geistingen, Hennef (Sieg)

So steht es auf der
Website des Redemptoristenklosters Geistingen.
"Nach über 100 Jahren in Geistingen wird am Sonntag, 8. Januar 2006, der letzte Gottesdienst gefeiert."
Die dreischiffige, neuromanische Klosterkirche wird danach profaniert und anschließend zum "Wohlfühl-Paradies" mit einem öffentlichen Bereich und einem VIP-Bereich umgebaut, das der indische Physiotherapeut Balbir Singh leiten wird.
Das Management liegt bei Airnergy. Balbir Singh ist dem Hennefer Unternehmen Airnergy eng verbunden, ist Botschafter für die junge, erfolgreiche Gesundheitstechnologie, kümmert sich um die Mitarbeiter und sieht dort seine Zukunft. Als sehr religiöser Mensch empfindet er große Ehrfurcht und Verantwortung für seine neue Wirkungsstätte.

Die etwa ein Dutzend bis jetzt noch in Hennef lebenden Redemptoristen sind ebenso wie ihre Ordensleitung, wie die Denkmalschützer und die Vertreter der Stadt mit der geplanten Nutzung sehr einverstanden. Alle Planer und die neuen Eigentümer, soweit sie bisher feststehen, haben Respekt vor der geschichtsträchtigen Klosteranlage und werden sensibel damit umgehen. [Pressemitteilung der Stadt Hennef]
Mehr beim Bonner General-Anzeiger, der Kölnischen Rundschau und bei kreuz.net. Dort macht man sich Sorgen um die Bibliothek der ehemaligen theologischen Hochschule:
Was mit den 180.000 Bänden der Bibliothek passiert, weiß niemand. Etwa 20.000 Bücher kommen nach Rom.

Über das Kloster Geistingen schreibt auch der ehemalige Bonner Theologieprofessor Joseph Ratzinger in seiner Autobiographie. Der jetzige Papst benützte während der Semesterferien in Geistingen oft die Bibliothek. Er organisierte dort auch seine regelmäßigen Schülertreffen, von denen das jüngste im September in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo stattfand.

Für das Redemptoristenkloster gab es Alternativen. Die von Erzbischof Marcel Lefèbvre gegründete Priesterbruderschaft Pius X. hätte das Kloster gerne gekauft. Aber der zuständige Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, legte sein Veto ein. Er hätte sich mit einer solchen Lösung nicht wohlgefühlt.
Ich war im vergangenen Jahr dort einmal zu einer Sonntagsmesse.

4 Kommentare:

Petra hat gesagt…

Die von Erzbischof Marcel Lefèbvre gegründete Priesterbruderschaft Pius X. hätte das Kloster gerne gekauft. Aber der zuständige Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, legte sein Veto ein. Er hätte sich mit einer solchen Lösung nicht wohlgefühlt.

Eigentlich schade. SSPX ist ja noch immer viel besser als indischer Guru und Wellness.

mr94 hat gesagt…

Ich habe die erzbischöfliche Pressestelle um eine Stellungnahme gebeten.

Anonym hat gesagt…

Wie (bewusst) oberflächlich Pressemitteilungen oft sind, zeigt auch dieses Beispiel vom Verkauf des Kloster Geistingens. Da ist von "grossem Einverständnis" zwischen Orden, Mönchen und Stadt" und von "respektvollem Umgang mit der Tradition" die Rede. Die Wirklichkeit sieht ein wenig anders aus: Die Mönche wussten bis wenige Tage vor dem Verkauf nicht, was Sache ist und müssen sich nun innerhalb weniger Wochen eine neue Bleibe suchen. Viele brechen in Tränen aus, wenn man sie nur auf den Verkauf anspricht. Die meisten der hier noch verbliebenen Patres und Brüder wohnen bereits seit mehr als 50 / 60 Jahren hier und haben gehofft, auch hier ihre Ruhestätte zu finden.

Was wirklich traurig ist, ist der Umgang mit der eigenen Geschichte und Werten. Eine Multi-Kulti-Wellnessoase zählt heute eben mehr als die in mehr als 100 Jahren gewachsene eigene Identität. Schlimm.

Hintergründe, Meinungen von Betroffenen und Mitfühlenden auf unserem Blog unter u.g. Links. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

WM Schuld am Klosterverkauf
Ausverkauf von kulturellem Tafelsilber

mr94 hat gesagt…

Die angefragte Stellungnahme ist da.