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30.6.13

Athanasiuskirche, Hannover

Bereits Ende März wurde die evangelische Athanasiuskirche in Hannover entwidmet. Das Gotteshaus hatte knapp 50 Jahre Bestand. Die Kirche bleibt im Besitz der Gemeinde und wird zum einem Kulturzentrum umgebaut. Landessuperintendentin Ingrid Spieckermann begründete in ihrer Predigt die Schließung der Kirche mit dem stetigen Rückgang der Zahl der evangelischen Christen in Hannover.

Sie erinnerte daran, dass nur noch 14 Prozent der Kinder in Hannover getauft werden. Die Südstadtgemeinde ist mit rund 10 000 Mitgliedern eine der größten Kirchengemeinden der Landeskirche Hannovers. Sie war im Jahr 2009 aus dem Zusammenschluss mit der Paulusgemeinde und der Nazarethgemeinde entstanden. „Die Südstadtgemeinde hat die Möglichkeit, aus ihren drei Kirchen ein gemeinsames Konzept zu entwickeln, gut genutzt“, betonte die Pastorin. Außerdem seien Gebäude für Christen ohnehin nicht so wichtig. Letztendlich sei es egal, wo sich die Gläubigen versammelten.

Die Hannoversche Allgemeine gibt einen ausführlichen Überblick über die desolate Situation der Lutheraner und ihrer Kirchen in Hannover:

Nur noch jeder dritte Hannoveraner ist Mitglied einer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. In Hannovers Stadtkirchenverband (mit Garbsen und Seelze) sind es 204000. Und noch gravierender ist die Taufquote. 13 Prozent betrage sie derzeit bei den bis Vierjährigen, sagt Superintendent Höflich. Die Zahl der Gemeindeglieder wird also auf absehbare Zeit noch mal um mehr als die Hälfte sinken.
Klar ist damit auch, dass die Schließung der Athanasiuskirche in Hannover nicht die letzte gewesen sein wird.

4.3.13

Ev. Corvinuskirche, Hannover

Die bereits entwidmete evangelische Corvinuskirche in Hannover darf abgerissen werden. Dies entschied das zuständige Verwaltungsgericht aufgrund einer Klage der Gemeinde, die das Gebäude verkaufen will. Vom Erlös soll die katholische St.-Christophorus-Kirche erworben werden, die erst Anfang Januar von Einbrechern verwüstet wurde. Die katholische Gemeinde soll dann ein Nutzungsrecht erhalten. Die HAZ nennt in ihrem ausführlichen Bericht auch interessante Zahlen:
Die evangelische Kirche verfügt über knapp 21 000 Kirchen und Kapellen, mehr als 16 600 davon stehen unter Denkmalschutz. Die katholische Kirche hat 24 500 Kirchen und Kapellen, 23 000 davon sind denkmalgeschützt. In den vergangenen zehn Jahren wurden 0,4 Prozent der katholischen Kirchengebäude verkauft oder abgerissen.
In Hannover sind die Gemeinden der evangelischen Landeskirche dabei, sich von einer ganzen Reihe ihrer Kirchen zu trennen. Eine Liste aus der HAZ:
  • Gustav-Adolf-Kirche (Leinhausen): Die liberale jüdische Gemeinde hat die Kirche übernommen und umgebaut. Sie dient heute als Synagoge und Gemeindezentrum mit Kindergarten.
  • Matthias-Gemeinde (Buchholz): Die Gemeinde hat ihr Gemeindehaus mit Kirchenraum In den Sieben Stücken aufgegeben. Dort ist heute ein Therapiezentrum für Jugendliche untergebracht.
  • Messias-Gemeinde (Buchholz): Die Kirche der Messias-Gemeinde wurde abgerissen. Das Grundstück fiel an die Klosterkammer zurück, die es verkauft hat.
  • Maria-Magdalenen-Gemeinde (Ricklingen): Die Gemeinde hat ihr Gemeindezentrum mit Kirche verkauft. Dort ist die bucharische jüdische Gemeinde untergekommen.
  • Corvinuskirche (Stöcken): Die Kirche ist bereits entwidmet.
  • Bodelschwingh-Kirche (Ledeburg): Die Gemeinden wollen die katholische St.-Christopherus-Kirche am Stöckener Markt übernehmen und den Katholiken ein Nutzungsrecht einräumen. Die Verhandlungen über die Details ziehen sich aber seit längerer Zeit hin. Wenn Verhandlungen und Baumaßnahmen an der Christopherus-Kirche abgeschlossen sind, will die evangelische Gemeinde die Bodelschwingh-Kirche aufgeben.
  • Nazareth-Kirche (Südstadt): Die Südstädter Kirchengemeinde will einen Teil der Nazareth-Kirche umfunktionieren. Der aktuell nicht genutzte Raum unter der Empore soll zu einem Kolumbarium umgebaut werden, einer Ruhestätte für Urnen. Das Hauptschiff dient weiter als Kirche. Die Gemeinde will damit dem Wunsch nachkommen, wohnortnah bestattet zu werden.
  • Athanasius-Kirche: In den Gemeinderäumen ist bereits das Haus der Religionen aktiv. Die Südstädter Kirchengemeinde, zu der auch Paulus- und Nazareth-Kirche gehören, will die Athanasius-Kirche wahrscheinlich zum zweiten Halbjahr 2013 entwidmen. Die Gemeinde will den Raum dann als eine Art Stadtteilzentrum besonders für Jugendliche und Familien öffnen.
  • Johannes- und Matthäus-Gemeinde (List): Die fusionierte Gemeinde verfügt über zwei Gotteshäuser. Es gibt jetzt erste Gespräche über die Aufgabe eines Gebäudes als Gottesdienstraum. Die frei werdende Kirche könnte nach der Entwidmung gemeinsam von der Gemeinde und Initiativen im Stadtteil genutzt werden.

17.1.13

Noch drei Fälle von Kirchenschwund gegen Ende 2012

Hier noch drei interessante Fälle zum Thema Kirchenschwinden, die noch aus dem Jahr 2012 stammen.

Das "Beste" zuerst: Eine ehemalige evangelisch-lutherische Kirche, die Gerhard-Uhlhornkirche in Linden-Nord (Hannover), wird im Internet zum Verkauf angeboten, und zwar als "Einzimmerwohnung", Altar, Orgel und Kirchenbänke inklusive. So zumindest teilte es die Hannoversche Allgemeine im November mit. Nicht jede Folgenutzung würde jedoch akzeptiert. Das Gebäude selbst wurde erst im Jahr 1963 entworfen und ist damit noch recht jung. Aufgrund von Mitgliederschwund in der Gemeinde hatte man sich aber bereits 2009 schon mit einer anderen Nachbargemeinde zusammengeschlossen. (Quelle: http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Kirche-im-Internet-zu-verkaufen  vom 13.11.2012)

Im Norden, und zwar im Cuxland, wurde die Stubbener Sankt-Johannes-Kirche verkauft. Auch hierbei handelt es sich um eine ehemals evangelisch-lutherische Kirche. Der Käufer hatte sich im Oktober noch nicht festgelegt, wie er das Gebäude in Zukunft nutzen möchte. Ein Gottesdienst zur Entwidmung fand am 14. Oktober 2012 statt. Grund für die Auflösung waren ein Mangel an finanziellen Mitteln, da die Kirche stark sanierungsbedürftig sei, so wie ein drastischer Rückgang an Gemeindemitgliedern. Ursprünglich war die Stubbener Gemeinde im Jahr 1949 von polnischen Flüchtlingen gegründet worden. Zuletzt zählte die Gemeinde nach Angaben nur noch 18 Mitglieder.
(Quelle:  http://www.nordsee-zeitung.de/index.php?artikel=-Kirche-in-Stubben-ist-verkauft-&arid=816692&pageid=17   vom 05.10.2012)

Die Märkische Oderzeitung berichtete am 20.09.2012, dass die Tornower Kirche an einen Privatier aus Berlin verkauft wird. Das Gebäude befand sich zuletzt in so schlechtem Zustand, dass auch keine sporadischen Gottesdienste mehr stattfinden durften. Die Gemeinde konnte sich eine Sarnierung nicht leisten.  Die gute Nachricht trotz allem: Auf das Glockenläuten zum Jahreswechsel und bei Gottesdiensten im Pfarrhaus müssen die Anwohner nicht verzichten, dieses Recht möchten sie sich vertraglich einräumen lassen.  (Quelle: http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1038416  )

30.12.12

Rückgabe statt Aufgabe? Was geschieht mit den schwindenden Kirchen der Reformation?

Nehme ich die letzten beiden Einträge in diesem Blog einmal zusammen, dann drängt sich ein Thema förmlich auf: Was wird eigentlich mit heute evangelischen Kirchen geschehen, die bis zur Reformation katholisch waren, wenn sie in absehbarer Zeit aufgegeben werden müssen?

Das ist keineswegs eine rein theoretische Frage. So wurde bereits vor Jahren diskutiert, die Kirche Ss. Cosmae et Damiani in Stade in ein Museum umzuwandeln. Und im Alten Land sollen mittelfristig nur drei von heute zehn Kirchen aus Kirchensteuermitteln finanziert werden. Ob es gelingt, die übrigen weiterhin zu unterhalten?

Sind nicht die katholischen Bistümer in der Pflicht, diese historischen Kirchen zu erhalten, wenn die evangelischen Landeskirchen dazu nicht mehr in der Lage sind? Und müssten die ehemals katholischen Kirchen nicht zurückgegeben werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden und nicht mehr finanziert werden können?

Wahrscheinlich wird es auf diese Fragen keine allgemeingültigen Antworten geben. Es wird in jedem Einzelfall und anhand der Situation an Ort und Stelle zu entscheiden sein, was mit den Kirchen geschehen soll. Doch tun wir gut daran, rechtzeitig darüber nachzudenken und die Diskussion zu führen, um nicht irgendwann von der konkreten Frage überrascht zu werden.

Im Grunde müssten die Bistümer heute schon Pläne entwickeln und für die mögliche Finanzierung Vorsorge treffen. Und das Gespräch mit den evangelischen Landeskirchen aufnehmen. Denkbar ist ja durchaus auch die Lösung, Simultankirchen zu schaffen - womöglich sogar oft die beste Variante.

Denn in diesem Fall können sich Bistümer und Landeskirchen die Finanzierung teilen und die Gemeinden die Nutzung. Was im günstigsten Fall auch die Ökumene voranbringen könnte.

Neue Simultankirche in Coppenbrügge

Einmal im Monat wird künftig in der evangelischen Kirche St. Nikolai in Coppenbrügge eine katholische Messe gefeiert. Die frühere katholische Kirche Maria Königin der Apostel war am 9. Juni durch Bischof Norbert Trelle profaniert worden. In Deutschland gibt es etwa 65 solcher Simultankirchen.

24.11.12

Ev. Gutleutkirche, Frankfurt a.M.

Am 1. Dezember wird die evangelische Gutleutkirche in Frankfurt am Main mit einem Gottesdienst entwidmet. Es handelt sich um eine jener 25 Kirchen, die Wilhelm Opatz in dem von ihm herausgegebenen Bildband portraitiert hat. Das Gebäude wird an die Stadt Frankfurt verkauft, die es abreißen will. An Stelle der Kirche soll ein neues Jugendzentrum entstehen. Die ev. Hoffungsgemeinde hat ein neues Gemeindezentrum am Westhafen erhalten.

Fotos: Götz Diergarten, Ffm
Mit Dank an Wilhelm Opatz